Papier und Umwelt – wie nachhaltig sind Anzeigenblätter?

Printprodukte aus Papier und Umwelt – Info

Gedruckte Anzeigenblätter seien nicht ökologisch und daher ressourcenverschwendend, so die weit verbreitete Annahme. Doch wie verhält es sich wirklich mit der Umweltverträglichkeit von Papier und Printprodukten? Und sind digitale Medien besser für die Umwelt?

Anzeigenblätter im Umweltcheck: Fakten zum Rohstoff Papier

Zeitungen und damit auch Anzeigenblätter werden auf Papier gedruckt. Aufgrund des hohen Papierbedarfs bei der Herstellung stehen Printprodukte vielfach in der Kritik, für die Abholzung der Wälder mitverantwortlich zu sein und zu einer schlechten CO2-Bilanz beizutragen. Doch eine detaillierte und differenzierte Betrachtung lohnt sich an dieser Stelle.

Das wertvolle Stammholz der meisten Baumsorten ist für die Papierproduktion viel zu teuer und somit anderen Industriezweigen, wie der Möbelindustrie, vorbehalten. Wenn Frischfasern aus Holz beigemischt werden, handelt es sich daher überwiegend um Sägewerksabfälle oder Durchforstungsholz. Bei der Durchforstung nehmen Forstwirte schwächere Bäume aus dem Wald heraus, um den übrigen Bäumen bessere Wachstumschancen zu geben. Aufgrund der starken Stürme und Dürren berichtet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aktuell von großen Mengen an solchem Schadholz, für das Abnehmer gesucht werden. Das Ministerium stellt fest, dass Holz und Holzprodukte aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz und zur Schonung endlicher Ressourcen leisten. Auch die Food and Agriculture Organization of the United Nations belegt: Abholzungen im Ausland finden zu Gunsten einer kontinuierlich wachsenden Landwirtschaft statt und nicht zur Herstellung von Papier.

Der Rohstoff Papier hat das Potenzial zur Nachhaltigkeit

Papier kann als wirklich nachhaltiges Medium angesehen werden, denn es basiert auf Holz, einem wiederverwertbaren und vollständig erneuerbaren Material. Voraussetzung ist, dass Wälder so bewirtschaftet werden, dass ihre vielfältigen Funktionen für die Artenvielfalt, das Klima, das Grundwasser etc. möglichst vollständig erhalten bleiben. Dann können die Wälder einen wertvollen Beitrag zum umweltfreundlichen Wirtschaften leisten.

Rund 32 Prozent der Fläche Deutschlands sind von Wald bedeckt. Die Ergebnisse der letzten Bundeswaldinventur zeigen: Die Wälder in Deutschland sind im historischen und europäischen Vergleich naturnäher und artenreicher und geworden. Die Holzfasern, die in Deutschland für die Papierherstellung genutzt werden, stammen aus nachhaltig bewirtschafteten und meist zertifizierten Wäldern. Eine nachhaltige Bewirtschaftung bedeutet, dass für jeden eingeschlagenen Baum wieder neue Bäume nachwachsen und das Ökosystem Wald nicht mehr als unbedingt notwendig beeinträchtigt wird. Zudem verhindert die Europäische Holzhandelsverordnung den Import von Holz aus illegalem Einschlag. Gute Orientierung bieten der Blaue Engel für Recyclingpapier oder das FSC®- Zertifikat (Forest Stewardship Council) für Frischfaserprodukte.

Papier ist ein wertvolles Produkt, das nicht verschwendet werden sollte

Der technische Fortschritt der Papierindustrie trägt zu einer möglichst ressourcenschonenden Herstellung von Papier bei. Die Abwässer der Papierfabriken werden zu 80 Prozent im Kreislauf geführt und der Rest wieder gereinigt abgegeben. 70 Prozent des Wassers wird von den Papierfabriken direkt aufbereitet und ungefähr 30 Prozent durch kommunale Klärwerke. 60 Prozent der Energie der Papierindustrie stammt aus erneuerbaren Quellen. Trotzdem wird viel Energie für die Papierherstellung verbraucht und daher sollte Papier nur dann und dort verwendet werden, wo es einen Nutzen hat. Ungewollte Werbung ist eine Form der Papierverschwendung. Diese kann und sollte durch gezielte Wege vermieden werden.

Die europäische Papierindustrie sorgt sich um die Umwelt

Die Rohstoffe für die europäische Papierindustrie stammen aus kontrollierten, rückverfolgbaren Quellen. In einem Fahrplan haben die Europäischen Papierhersteller ihre Ziele bis 2050 formuliert. So besteht beispielsweise ein Ziel darin, die industriellen CO2-Emissionen bis 2050 um 80 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Zwischen 1995 und 2018 konnte der CO2-Ausstoß pro Tonne Papier in Deutschland bereits um 36 Prozent verringert werden.

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite Papierfakten des Verbandes der Deutschen Papierindustrie.

Papierrecycling: Anzeigenblätter setzen auf Altpapier

Papierfasern können theoretisch zwischen sieben und zehn Mal wiederverwertet werden. Recycling-Papier wird aus Altpapier gewonnen. Gegenüber Frischfaserpapier werden bei der Herstellung von Recyclingpapier bis zu 60 Prozent Energie, bis zu 70 Prozent Wasser sowie CO2-Emissionen und Abfall eingespart. Und in Deutschland setzt die Papierindustrie bereits im Schnitt 78 Prozent Altpapier ein.

Zeitungen und Anzeigenblätter werden in der Regel aus Altpapier hergestellt. Bei vielen Anzeigenblatt-Titeln finden Sie einen entsprechenden Hinweis zur Verwendung von Umweltpapier beispielsweise im Impressum: „Zur Herstellung dieser Ausgabe wird Recycling-Papier verwendet.“

Die Selbstverpflichtung der Industrie

Verlegerverbände, Papier- und Druckindustrie haben sich im Jahr 1994 zu einer „Arbeitsgemeinschaft Graphischer Papiere“ (AGRAPA) zusammengeschlossen und mit dem damaligen Bundesumweltminister auf eine Selbstverpflichtung zur Verwertung grafischer Papierprodukte geeinigt. Grafische Papierprodukte, wie Druckerzeugnisse und Büropapiere, stellen neben Verpackungen aus Papier die mengenmäßig wichtigste Gruppe von Papiererzeugnissen dar. Die stoffliche Verwertung grafischer Altpapiere konnte kontinuierlich gesteigert werden. Mittlerweile ist Deutschland Spitzenreiter beim Papierrecycling und die Wiederverwertungsquote liegt bei rund 80 Prozent. Darüber hinaus werden von der Arbeitsgemeinschaft derzeit Anstrengungen unternommen, umweltfreundlichere Druckfarben für Zeitungen zu testen, damit der Eintrag von Mineralöl in den Recyclingkreislauf verringert werden kann. Zum 25-jährigen Jubiläum hat die AGRAPA ein Video veröffentlicht, in dem ihre wichtige Arbeit und ihre Ziele erklärt werden.

Helfen auch Sie mit und führen Sie alle recyclingfähigen Papierprodukte dem Recyclingkreislauf zu, z.B. über die Blaue Tonne der Haussammlung. Dementsprechend trägt Papierrecycling erheblich zur Ressourcenschonung und zum Umweltschutz bei.

Print- versus digitale Medien: Welche Kommunikationsart ist nachhaltiger?

Angesichts des Papierverbrauchs zur Herstellung von Zeitungen und Anzeigenblättern gelten elektronische Medien vielfach als umweltfreundlicher. Doch auch die elektronischen Medien haben einen oft unterschätzten ökologischen Fußabdruck. So müssen für die Hardware Bodenschätze, wie seltene Erden, abgebaut werden und für die Aufrechterhaltung des WWW werden beachtliche Mengen Energie verbraucht. Aufgrund der Unterschiedlichkeit fällt ein direkter Vergleich schwer, klar ist aber, dass es kein „Schwarz/Weiß“ gibt. So braucht es 25 Atomkraftwerke um den jährlichen Strombedarf des weltweiten Internets zu decken. Durch die Zunahme von mobilem Surfen und Streaming ist die Tendenz stark steigend.

Wissenschaftliche Studien des Fraunhofer-Instituts und des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung belegen, dass digitale Presseerzeugnisse aus ökologischer Sicht nicht per se vorzuziehen sind. Es kommt vor allem auf die individuellen Nutzungsgewohnheiten des Konsumenten und die genutzte Hardware bzw. die Qualität und Herkunft des bedruckten Papiers an. Letztendlich ist es wichtig, mit allen Medien verantwortungsvoll umzugehen. Das bedeutet zum Beispiel, Papierverschwendung zu vermeiden und elektronische Medien auszuschalten, wenn sie nicht benötigt werden.

Papiervision der Umweltorganisationen

Die Umweltorganisationen der Welt haben ihre Vision für die Zukunft des Papiers im Rahmen des Environmental Paper Network in einer gemeinsamen Vision, der „Global Paper Vision“ zusammengefasst. Vereinfacht umfasst die Vision die Kernpunkte:
• Papier einsparen/Papierverschwendung vermeiden
• Papierrecycling ausbauen
• Sichere Herkunft des Holzes bei Frischfaserpapieren – mindestens FSC-zertifiziert
• Saubere Produktion (Verzicht auf schädliche Chemikalien wie Chlor, CO2-Verringerung etc.)

Weiterführende Informationen:
#WhatsInYourPaper – Youtube-Kanal des Environmental Paper Network